Die Feuerwehr Landeck fuhr gemeinsam mit einem Team der Berufsfeuerwehr Innsbruck, einem medizinischen Betreuungsteam der Medalp/sportclinic und Mitarbeitern der LFS Tirol am 3. April 2014 für drei Tage nach Lungern, um eine Versuchsreihe für die Belastung bei einem Einsatz mit SSG-Geräten (Kreislaufgeräten) durchzuführen. Eine solche Versuchsreihe unter einer thermischen äußeren Belastung mit SSG-Geräten gab es bisher nicht.
Ausgangsbasis:
Im Jahre 2013, vom 02.-04. Dezember, haben die Feuerwehr Landeck und BF Innsbruck ein gemeinsames Tunnellöschtraining bei der ifa in Balsthal (CH) absolviert. Anlässlich dieses Trainings haben drei Kameraden versuchsweise SSG-Geräte getragen. Bereits nach rund 20-30 min mussten zwei Kameraden die Übung wegen massiver körperlichen Beschwerden abbrechen und aus dem Tunnel geführt werden.Die bisherigen Belastungserfahrungen bei Einsätzen und Übungen der Feuerwehr Landeck (auch spezielle Belastungsübungen) mit den Kreislaufgeräten zeigen ein anderes Bild und haben noch nie zu einem derart raschen Einbruch wie in Balstahl geführt. Allerdings wurde auch noch nie ein Belastungstest mit äußerer Hitzeeinwirkung durchgeführt. Die Firma Dräger hat zwar viele Tests und Erfahrungen im Umgang mit Kreislaufgeräten, aber es gibt auch dort keine verlässlichen Tests mit Tunnelanlagen, äußerer Hitzeeinwirkung und einer normgerechten Feuerwehreinsatzbekleidung.
Nach div. Gesprächen und Berichten der Atemschutzträger vor Ort anlässlich des genannten Trainings, aber auch in den folgenden Gesprächen mit den Mitarbeitern der ifa (Schweiz) wurde uns mitgeteilt, dass sie trotz ihrer hohen Kompetenz derzeit auch noch wenig Erfahrung diesbezüglich besitzen. Die Trainings werden dort fast ausnahmslos mit Pressluftatemschutzgeräten absolviert. Lediglich der Kanton Zürich (Gebäudeversicherung Zürich (GVZ) und Schutz und Retten Zürich = Berufsfeuerwehr Zürich) hat nach ähnlichen Erfahrungen bei Belastungsübungen in Zürich ein Training zu Testzwecken mit Kreislaufgeräten (SSG = KG) an der ifa absolviert. Die dabei gewonnen Erfahrungen waren ähnlich der der BF Innsbruck und die für 2 Tage veranschlagten Test wurden vorzeitig abgebrochen. Die Konsequenz war der Einzug der SSG-Geräte im Kanton und die Neuüberdenkung dieses Geräteeinsatzes.
Nach einem daraufhin erfolgten Selbsttest der Mitarbeiter in der IFA mit Kreislaufgeräten musste man dieselben Erfahrungen machen und den Test wegen körperlichen Beschwerden nach kurzer Zeit abbrechen. Alle uns bekannten Studien (z.B. STATT-Studie der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg oder ein KG-Versuch der BF Berlin, u.a.) wurden nicht unter realistischen Tunneleinsatzbedingungen mit Kreislaufgeräten durchgeführt.
Aufgrund dieser Informationen und Erfahrungen stellte sich die Frage: Kann man bei einem Brand im Tunnel die Kreislaufgeräte gefahrlos benutzen, oder muss man mit massiven körperlichen Beschwerden der Geräteträger - und damit mit einem großen Gefahrenmoment - nach kurzer Zeit rechnen?
Das Versuchs-Projekt; die Vorbereitungen:
Die Feuerwehr Landeck suchte aufgrund dieser Informationen das Gespräch mit verschiedenen Entscheidungsträgern und man wollte - gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrinspektorat Tirol und der BF Innsbruck - Gewissheit, ob ein Einsatz von Kreislaufgeräten bei massiven Brandereignissen in Tunnelanlagen verantwortbar ist? Welche Punkte muss man bei einem Einsatz von KG unbedingt beachten, um diese gefahrlos einsetzen zu können? Um diese Versuchsreihe möglichst aussagekräftig und nachvollziehbar zu gestalten, wurden mehrere Partner an Bord geholt. Eine wissenschaftliche Begleitung bei den körperlichen Auswirkungen und Belastungen wurde durch je einen Arzt und einen Sportwissenschaftler der medalp + sportclinic gewährleistet. Alle Übungen und Tests wurden im Vorhinein festgelegt und trainiert. Damit konnte man eine standardisierte, nachprüfbare und vergleichbare Vorgangsweise bei den vorgegebenen Übungen vorweisen. Damit man die Belastungs-Unterschiede zwischen Kreislaufgeräten (=KG) und Pressluftatemgeräten (=PA) besser verstehen kann, wurde bei den Übungen eine Referenzgruppe mit Pressluft eingesetzt und bei manchen Übungen die gleiche Übung mit getauschten Geräten durchgeführt.
Die Versuchsreihe in Lungern:
Nach wochenlangen Vorbereitungen (Medizintests, Leistungstests, Einsatztaktik-Schulung, uvm.) war es soweit: Nach einem vorgegebenen Testplan wurden etliche Übungen durchgeführt, um die physischen und psychischen Belastungen der Feuerwehrkameraden beim Einsatz mit SSG-Geräten unter Echtbedingungen bei Tunnelbränden zu testen.
170 Meter tief führt der Zugangsstollen in den Berg hinein – mitten in den Schweizer Alpen. Untertags findet man Garderoben, Atemschutzraum und sanitäre Einrichtungen, neben dem eigentlichen Herz der Anlage: dem 150 Meter langen Brandstollen. Hier kann als Maximalszenario der Vollbrand zweier Lastwagen dargestellt werden – angelehnt an das Brandereignis im Gotthardstrassentunnel im Jahr 2001. Der Zugang zum Brandraum erfolgt über den Sicherheitsstollen, über Umgehungsstollen (lange Anmarschwege) und den befahrbaren Querschlag oder die begehbaren Verbindungsstollen. Da auch das Restaurant untertage ist, waren wir an den Trainingstagen ausschliesslich im Berg.
Während dieser beiden sehr intensiven Testtage wurden umfangreiche Daten und Erfahrungen gesammelt.
Die Ergebnisse der Studie:
Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe würden den Rahmen dieser WEBsite sprengen. Nach einer monatelangen Auswertung und Aufbereitung der gewonnenen Daten, wurden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen einem Fachpublikum am 10. Juli 2014 im Einsatzzentrum Landeck präsentiert. Falls Interesse an den Ergebnissen dieser Studie besteht, wenden Sie sich bitte an die Feuerwehr Landeck.
Bericht in der Fachzeitschrift "Blaulicht" (PDF-Datei)
Videoberichte: (c) ORF Tirol und Videodokumentation des Versuchs (ca. 24 Minuten), (c) Feuerwehr Landeck, 2014: